[«] [Corpus Christi Kirche] [Impressum] [Kontakt] [Übersicht] [Kirchenanbauten] [Turm] [Kirchenraum] [Kirchweihe] [Presbyterium] [Marien-Grotte] [Wie kam es zu allem ?] [Bistums Görlitz] [Papst-Benedikt-XVI] [100 Jahrfeier] [KIRCHENSCHÄTZE] [Kategorie] [»]

Märtyrerin
Vom Kreuz gesegnet heilig gesprochen 1998;
Gedenktag 9. August

Gedenktag für die 1998 heiliggesprochene Edith Stein ist der 9. August, der Jahrestag ihrer Vergasung im Konzentrationslager Auschwitz. Die in ihrem Todesjahr 1942 fünfzigjährige Ordensfrau hatte bei ihrer Aufnahme in den Karmelitinnenorden den Namen «Teresia Benedicta a Cruce» - «die vom Kreuz Gesegnete» - angenommen. Dazu schrieb sie: «Unter dem Kreuz verstand ich das Schicksal des Volkes Gottes, das sich schon damals anzukündigen begann. Ich dachte, die es verständen, dass es das Kreuz Christi sei, die müssten es im Namen aller auf sich nehmen». Ihren Weg in den Tod ging sie also gleichzeitig in der Nachfolge Jesu, des Gekreuzigten, und in Solidarität mit dem jüdischen Volk, dem Jesus angehörte und dem auch sie sich zeitlebens verbunden wusste. Ihrer Schwester, die mit ihr verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort von den Nazis hingerichtet wurde, sagte sie bei der Festnahme «Komm, wir gehen für unser Volk».
Wollte man Spannung in die Lebensgeschichte dieser Heiligen des 20. Jahrhunderts bringen, könnte man es mit Hilfe von lauter Gegensätzen erzählen und deuten: Sie war von Geburt Jüdin, längere Zeit Atheistin, aber starb als überzeugte Christin. Sie war blitzgescheite Philosophin, aber sie war sich nicht zu schade, mit ihren Mitschwestern einfache Hausarbeiten zu verrichten. Sie war gesellschaftspolitisch hellwache Frauenrechtlerin und machte mystische Gotteserfahrungen. Sie war begabte Pädagogin und eine der prominentesten Frauen im deutschen Katholizismus und sagte bei ihrem Klostereintritt dennoch, sie sei «ein Fremdling in der Welt gewordene Sie schrieb, dem Priestertum der Frau stehe dogmatisch «nichts im Wege» und wurde doch von Johannes-Paul II. heiliggesprochen.
Aber dem Weg von Edith Stein wird ein solches «Bekehrungs-Schema» von «vorher» und «nachher», bzw. «entweder - oder» nicht gerecht. Dies gilt in besonderer Weise für ihren Weg von der Jüdin zur Christin. Zunächst einmal handelt es sich bei ihrem Schritt nicht um einen Bruch, sondern um eine Entwicklung, die sie sorgfältig gestaltete, nicht zuletzt mit Rücksicht auf ihre alte Mutter. Vor allem aber verstand sie diesen Schritt nicht als «Bekehrung» und schon gar nicht als «Abkehr» vom Glauben der Väter und Mütter Israels. Als Tauftag wählte sie den l. Januar, das «Fest der Beschneidung des Herrn», das daran erinnert, dass auch Jesus gläubiger Jude war. Der letzte Tag, den Edith vor dem Klostereintritt zu Hause in Breslau verbrachte, war der Abschluss des Laubhüttenfestes. Mutter und Tochter besuchten den Gottesdienst in der kleinen Synagoge, verbunden im gemeinsamen Glauben. Als sich die Judenverfolgung abzeichnete, vergass die katholisch gewordene Jüdin keinen Augenblick, «dass das Schicksal dieses Volkes auch das meine war». Sie erwog, ihre Bekanntheit zu nutzen, um nach Rom zu fahren und den Papst um eine klare Stellungnahme zu bitten. Da sie keine Chance erhielt, von ihm empfangen zu werden, schrieb sie einen Brief und beschwor die Kirche, ihre Stimme gegen den «Vernichtungskampf gegen das jüdische Blut» zu erheben. Und sie sprach von der Verantwortung derer, die diesen Kampf führten, aber auch von der Verantwortung jener, «die dazu schweigen».
Edith Stein war beides: «Eine Tochter Israels, die als Katholikin dem gekreuzigten Herrn Jesus Christus und als Jüdin ihrem Volk in Treue und Liebe verbunden ist» (Johannes Paul II.). Anhand ihres Weges können wir lernen, dass Judentum und Christentum nicht durch ein «entweder - oder» voneinander getrennt, sondern durch ein «und» miteinander.verbunden sind.
von Daniel Kosch forum 17; 2010