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Maria Himmelfahrt

Weshalb ist «Maria Himmelfahrt» ein so wichtiges Marienfest? Und weshalb wird es immer wieder im Zusammenhang mit der «Unfehlbarkeit des Papstes» genannt?

Bild: Am 01. Mai 1919 wurde in der ehemaligen Taufkapelle östlich des Turmes die Lourdes-Grotte eingeweiht, ein Ort der Marienverehrung, benannt nach dem Wallfahrtsort in Südfrankreich.

Bereits im 5. Jahrhundert wurde in Jerusalem am 15. August ein «Tag der Gottesmutter Maria» gefeiert. Im Armenischen Lektionar wird gleichzeitig der Tod Marias wie deren Geburt zum ewigen Leben begangen. In Rom wurde ein entsprechender «Natale Sanctae Mariae» spätestens ab Mitte des 7. Jahrhunderts gefeiert. Etwa hundert Jahre später wird erstmals die Bezeichnung «Aufnahme der heiligen Maria» verwendet.
Die Installation als Hochfest erfolgte 1950 nach der Verkündigung des Dogmasvon der leiblichen Aufnalime Marias in den Himmel. Damit wurde Maria offiziell an die Spitze aller Heiliger und Märtyrer gestellt, weil sie als Einzige mit «Leib und Seele zur Herrlichkeit des Himmel erhoben» worden sei. Für diesen Glauben gibt es allerdings keinen direkten biblischen Beleg. Die letzte Erwähnung Marias in der Apostelgeschichte folgt unmittelbar auf die Himmelfahrt Christi: «Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.»
Was das Fest «Maria Himmelfahrt» so einzigartig macht, ist allerdings weder seine lange Tradition noch die fehlende biblische Begründung. Aussergewöhnlich ist das Fest, weil es mit dem einzigen Dogma verbunden ist, auf welches bislang das Unfehlbarkeitsdogma von 1870 angewendet wurde. Seit 1950 gilt der Glaubenssatz: «Schliesslich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht. »
Damit wurde nicht nur die einzigartige Stellung Marias unter den Heiligen untermauert, es wurde auch die herausragende Stellung der .Kirche betont, denn Maria stelle das «Urbild der Kirche» dar. Dem Dogma geht es also nicht in erster Linie darum, ein physikalisches Wunder zu behaupten oder zu beschreiben, vielmehr soll ein transzendentales und ekklesiologisches Ereignis beschrieben werden, das auch nach Verkündigung des Dogmas sein Geheimnis behält.
Mehr zu diskutieren als «Maria Himmelfahrte gibt jedoch nach wie vor das Unfehlbarkeitsdogma. Dieses wird im Katechismus der katholischen Kirche so begründet: «Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch den übernatürlichen Glaubenssinrn hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest.» Unfehlbarkeit ist also gewissermassen ein Geschenk Christi an die gesamte Christenheit, aber es «erfreut» sich seiner doch nur «der Römische Bischof, das Haupt des Kollegiums der Bischöfe, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkündet)). Und es «erfreut» sich weiter die Körperschaft der Bischöfe, «wenn sie das oberste Lehramt zusammen mit dem Nachfolger des Petrus ausübt, vor allem auf einem Ökumenischen Konzil».
Ein einziges .als unfehlbar verkündetes Dogma in 140 Jahren, das ist faktisch nicht viel. Dennoch hat das Unfehlbarkeitsdogma viel breiter gewirkt. Erstens, weil es ein Dogma der Angst war, der Angst vor dem Pluralismus. Und zweitens, weil sich das Dogma dann doch auf alles ausgewirkt hat, wozu sich die Kirchenleitung äussert, selbst wenn sie es bewusst nicht unfehlbar tut. Die Kritik am Lehramt gilt seit 1870 als höchst fehlbar.
von Thomas Binotto