«Niemand spricht von Mode und Kirchen in einem Atemzug» ls ich Kind war, haben katholische Ordensfrauen damit angefangen, immer häufiger auf ihre Tracht zu verzichten. Aber selbst in ihrer Zivilkleidung konnte ich sie von Weitem erkennen: flache Schuhe, dunkelgraue Strümpfe, streng geschnittener Jupe bis über die Knie, Bluse in Blassblau, Blassgrau oder Blassirgendwas. Obwohl diese Nonnen ihre Einheitskleidung aufgegeben hatten, gab es offenbar immer noch ein Gebot, das es zu befolgen galt: Gott bewahre uns vor einer modischen Erscheinung! Das ist über vierzig Jahre her. Inzwischen sind ausserhalb der Liturgie alle Kleidervorschriften für kirchliches Personal gefallen. Und dennoch gibt es einen unausgesprochenen Dresscode, an den sich Kirchenleute anscheinend zu halten haben. Weshalb sonst wurde Kurt Koch immer wieder als der Bischof beschrieben, der Hugo-Boss- Anzüge trägt? Weshalb sonst hat die ­modebewusste Katharina Hoby seit Jahren den Titel «Schönste Pfarrerin der Schweiz» weg? Dezidiert christliche Kreise setzen «Mode» hartnäckig mit «Oberflächlichkeit» gleich. Wer Mode liebt, wird spirituell noch viel an sich arbeiten müssen. Und Männer, die gerne Kleider shoppen, sind konsumgeile Hedonisten. Der Ewigkeit verpflichtet In dieser Überzeugung sind wir, soweit ich das beurteilen kann, der ökumenischen Einheit schon ziemlich nahegekommen. Das christliche Kirchenpersonal hat bescheiden und dezent aufzutreten. Pflegt die inneren Werte und nicht den schönen Schein. Ist der Ewigkeit verpflichtet und nicht der Mode. Das ist für einmal ein Credo, das es über die Kirchenmauern hinaus geschafft hat. Niemand spricht von Mode und Kirchen in einem Atemzug. Noch nie habe ich in einer kirchlichen Zeitschrift Werbung für Designermode gesehen. Und Aussenstehende würden bei Apéro-Bildern wahrscheinlich locker kirchlich von normal unterscheiden können. Verschroben statt trendig Ich habe einen Verdacht: Es gibt im Geheimen eine Theological Correctness, die bei Mode voll durchschlägt: Kirchenprofis sollen ihr Geld gefälligst in nachhaltige Projekte investieren und nicht in saisonale Klamotten. Und wenn schon sündhaft teuer, dann wenigstens ein sündhaft teures Bio-Fairtrade-­Label. Wenn schon farbig, dann ­bitte so schreiend, dass dem Betrachter die Augen tränen. Wenn schon auffällig, dann bitte verschroben und nicht trendig. Kurz: Man muss den Textilien das gute Gewissen und die tiefe Spiritualität ansehen. Deshalb kratzen, zwicken, hängen und strupfen die Kleider ­eines anständigen Christenmenschen. Und das höchste seiner modischen Gefühle ist adrett. Thomas Binotto, 53, ist Chefredaktor des «forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich», Redaktor «zVisite» und Filmkritiker.
Thomas Binotto, 53, ist Chefredaktor des «forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich», Redaktor «zVisite» und Filmkritiker.
Glaube ist eine Berufung Die katholische Corpus-Christi-Kirche hat einen neugotischen Baustil. Ihre Grundsteinlegung war am 02.07.1905. Die Innenausstattung ist schlicht mit Klinkern, Schmiedeeisen und Holz. 1945 wurde auch diese Kirche beschädigt. 1978/1980 erfolgte eine Grundsanierung. Das Dach und der Turm wurden neu eingedeckt, die Kirchenbänke und die Dielung erneuert. Es entstand ein Altar aus Klinkersteinen. In der Corpus Christi Kirche von Döbern mit den Archiv-Seiten! Mode und Kirchen